BUND-Gruppe Blaubeuren
Obstwiese an der Halle beim Schinderwasen in Pappelau
Obstbaumpflege an der Halle beim Schinderwasen
Bei einer Aktion am 28.04.2022 konnten Mitglieder die Obstbaumreihe zwischen Beinigen und Pappelau an der Halle am Schinderwasen pflegen.
Auf die Baumscheiben wurde Pferdemist-Pellets als Dünger eingearbeitet und die Pfähle der Hochstammanbindung konnte gleich mit kontrolliert und nachgearbeitet werden. Der nachgepflanzte Zwetschgenbaum erhielt dabei auch gleich seine wichtige Stammschutzfarbe.
Bei der näheren Betrachtung der Baumkronen wurde festgestellt, dass teilweise sehr wenig oder kein Neuaustrieb im Jahre 2021 erfolgt ist. Vermutlich wurde aufgrund des relativ kleinen Wurzelvolumens bei der Pflanzung die Krone zu wenig angeschnitten.
Der Sinn des Anschneidens beim Pflanzschnitt dient einerseits dem Anregen des Triebwachstums und andererseits zur Korrektur der Krone um das vorhandene Wurzelvolumen bei der Pflanzung anzupassen. Beim Baumschnitt konnte deshalb nochmals kräftig zurückgeschnitten werden um das Triebwachstum kräftig anzuregen. Mit der gleichzeitigen Düngung hoffen wir bis zum Sommer einen deutlichen Wachstumszuwachs.
Parallel konnten bei dieser Aktion gleich unsere neuen Sortenschilder an die Anbinde-Pfosten geschraubt werden. Die Schilder bieten Informationen, wie den Sortennamen, eine Kurzbeschreibung des jeweiligen Baumes und einen QR Code zur Verlinkung auf die ausführliche Beschreibung des ganzen Pflanzprojektes an diesem Standort.
Sortenbeschreibungen:
1. Palmischbirne
Herkunft: unbekannt, sehr alte Sorte, seit 1598 als Böhmische Birne zu Boll bekannt
Allgemein: Sehr große landschaftsprägende Bäume, häufig in Süddeutschland
Verwendung: Most-, Dörr- und Brennbirne
Früchte: Mitte September, hellgelbe Schale, süßherb, würzig, auch essbar, wird schnell teigig
Fruchtfleisch weißlich gelb, mittelfest und grobzellig
Merkmale: große hellgelbe Punkte, langer und dünner Stiel, relativ großer offener Kelch
2. Aufhofer Klosterapfel
Herkunft: Lokalsorte im Allgäu
Fruchtreife: spät, ab Mitte Oktober
Verwendung der Früchte: Saftherstellung
Lagerfähigkeit der Früchte: bis Mär
3. Schöner von Boskop
Geschichte: 1856 von Ottolander in Boskoop/ Niederlande gefunden. Vermutlich Mutante von ‘Reinette de Montfort’, heute in Mitteleuropa noch weit verbreitet.
Genussreife: spät
Verwendung: Küche, Tafelobst
Erkennungsmerkmale: Frucht Mittelgroß bis groß. Grundfarbe gelbgrün, sonnenseitig leicht karmin- bis ziegelrot verwaschen und marmoriert. Schale teils flächig berostet und ledrig. Fruchtfleisch gelblich, fest und grob, vorwiegend säuerlich mit hohem Vitamin C-Gehalt
Besonderheiten: Teils wenig teils stark berostete, auf dem Lager welkende, säuerlich schmeckende Frucht. Kerne lang, matt und häufig taub. Breite tiefe Kelchhöhle, teils in breite Röhre übergehend
4. Zitronenapfel
Geschichte: Von K. MÖLLER im Kreis Pinneberg, Holstein gefunden
Genussreife: September, Oktober
Verwendung: Wirtschafts.- und Saftapfel, ausgeglichenes Zucker-Säure-Verhältnis
Erkennungsmerkmale: Kugelförmige grün-gelbe Frucht, typische, oft über den Rand hinausgehende Stielgrubenberostung
Besonderheiten: Baum robust, hohe Erträge
5. Landsberger Renette
Geschichte: Um 1850 in Landsberg a.d. Warthe (heute Polen) von Justizrat Burchhardt gezogen.
Genussreife: September, Oktober
Verwendung: Küche, Tafelobst
Erkennungsmerkmale: Gerippte Kelchgrube. Tiefe, breite kegelförmige Kelchhöhle. Achse lang, oft weit geöffnet und zu den Kernfächern meist geschlossen.
Besonderheiten: Aufgrund der hohen Mehltau- und Schorfanfälligkeit lediglich für windoffene und kühle Lagen empfehlenswert
6. Junkersbirne
Geschichte: 1854 von Lucas als Remelesbirne beschrieben
Genussreife: ab Ende August
Verwendung: : sehr robuste frühe Tafel- und Wirtschaftsbirne hervorragend als Haushalts- und Dörrfrucht geeignet
Erkennungsmerkmale: Form und besonders kurzer direkt in die Frucht übergehender Stiel.
Besonderheiten: vorwiegend in rauheren Regionen, geeignet für Streuobstanbau
7. Kaiser Wilhelm
Synonyme: Wilhelmapfel
Geschichte: Von Lehrer HESSELMANN (Witzhelden, Kreis Solingen) 1864 im Gutsgarten von Haus Bürgel in Burscheid entdeckt
Genussreife: Oktober bis Januar
Verwendung: Tafel-, Saft- und Mostapfel
Erkennungsmerkmale: Typische Stielgrubenberostung; helle Lentizellen; breite, grüne, am Grund getrennte Kelchblätter
Besonderheiten: Sehr wüchsige und gesunde Sorte, als landschaftsprägender Baum für den Streuobstbau empfehlenswert.
8. Doppelte Phillipsbirne
Synonyme: (auch: Beurré de Mérode, Sommer Diel)
Geschichte: In Belgien im 19. Jahrhundert gezüchtet; große, abgestumpft-kegelförmige Früchte; grüne, später hellgelbe Schale, sonnenseits attraktiv rot gefärbt;
Herbstbirne: Reife ab September; früh einsetzende, hohe Erträge; sehr saftiges, zart schmelzendes Fruchtfleisch mit erfrischend süßem Aroma; wenig anfällig für Krankheiten und Schädlinge; etwas anfällig gegen Feuerbrand
Verwendung: Tafelbirne, Obstsalat, Kuchenbelag.
Besonderheiten: Geringe Anforderungen an Boden, für Streuobstanbau geeigne
9. Berner Rosenapfel
Synonyme: Neuer Berner Rosenapfel
Geschichte: 1865 in der Schweiz als Sämling im Wald entdeckt
Genussreife: Ende September bis Januar
Verwendung: Tafelapfel; Fruchtfleisch saftig; eher süß mit erfrischender Säure; rosenartig gewürzt
Erkennungsmerkmale: blauviolett bereifte Schale
Besonderheiten: Gut für höhere Anbaulagen geeigne
10. Transparent aus Croncels
Synonyme: Durchsichtiger aus Croncels, Transparent
Geschichte: In der Baumschule Baltet Frères in Croncels (Frankreich) entstanden; seit 1869 im Handel; vermutlich Sämling von „Antonowka“
Genussreife: September bis Oktober
Verwendung: Sehr guter Herbstapfel für den Frischverzehr; Fruchtfleisch lockerzellig; eigentümlich würzig; süßweinig bis fruchtig; Hoher Vitamin C-Gehalt.
Erkennungsmerkmale: Frucht mittelgroß, teils flach gebaut, teils walzenförmig hochgebaut. Fruchtschale mit überwiegend weißgelber Grundfarbe, sonnenseits meist ein Hauch von Rosa, mit durchscheinenden hellen, bläulich grün umhöften Lentizellen
11. Maunzenapfel
Geschichte: Herkunft Deutschland
Genussreife: Oktober bis Anfang März
Verwendung: Lagerfähigkeit gut, Kochapfel, Backwaren, Mostapfel, Säfte, Tafelapfel (nach Lagerung)
Erkennungsmerkmale: Frucht druckfest, mittelgroß, unregelmäßig, Deckfarbe bläulich bis braunrot verwaschen, Schale weißbläulich bereift, mit großen hellen Lentizellen
Besonderheiten: Angebaut wird der ‘Maunzenapfel’ gerne an Standorten in Höhenlagen oder die für andere Sorten aufgrund häufig auftretender Erkrankungen ungeeignet sind. Bäume der Sorte können selbst in Extremlagen gepflanzt werden, was sie ideal für eine Vielzahl von Selbstversorger macht, die nur wenig Auswahl haben. Zu diesen Standorten gehören sogar windige, frostige oder raue Lagen. Die Anspruchslosigkeit und der robuste Wuchs der Bäume ermöglichen die problemlose Kultivierung der Sorte
12. Roter Eiserapfel
Synonyme: Roter Krieger, Paradiesapfel
Geschichte: Unbekannt, vermutlich aus dem 16. Jhd., von CHRIST beschrieben
Genussreife: Dezember bis Juni
Verwendung: Wirtschaftsapfel, Fruchtfleisch fest, wenig saftig, vorwiegend süßlich
Erkennungsmerkmale: Frucht druckfest, mittelgroß, unregelmäßig, Deckfarbe bläulich bis braunrot verwaschen, Schale weißbläulich bereift, mit großen hellen Lentizellen
Besonderheiten: Starker bis sehr starker Wuchs, Blüte langandauernd und witterungsunempfindlic
13. Riesenboiken
Geschichte: Herkunft Unsicher, möglicherweise Niederelbe, Zufallssämling, vor 1900
Genussreife: Deze
Verwendung: Nicht so lange haltbare, vermutlich von 'Boikenapfel' abstammende in Süddeutschland noch öfters vorkommende Sorte.
Erkennungsmerkmale: Frucht groß bis sehr groß. Form flach bis breitkegelförmig, zur Kelchfläche verjüngt, etwas ungleichhälftig. Oberfläche uneben mit breiten Kanten auch starken Rippen. Grundfarbe grünlichgelb, später gelb, sonnenseitig wenig fahlrot. Schale wachsig später etwas fettend. Stielgrube mitteltief bis tief, weit bis sehr weit, grobschuppig berostet. Stiel kurz, dick. Kelchgrube tief bis mitteltief, mittelweit, höckerig. Kelch groß mit kräftigen Blättern. Kelchhöhle breit trichterförmig, teils röhrenförmig verlängert. Kernhaus groß, offen; Wände bogenförmig. Kerne mittelgroß, in der Mitte breit, kurz gespitzt. Fleisch weiß, mäßig saftig, mäßig fest, mildsäuerlich, wenig Aroma.
Besonderheiten: Baum - starker bis sehr starker Wuchs mit breitgewölbter Krone. Ertrag früh und regelmäßig. Sehr robust; geringe Ansprüche an Boden und Wärme.
14. unbekannte Zwetschge
Der vormals gepflanzte Birnenbaum wurde im Herbst 2021 mutwillig zerstört und ein Zwetschgenbaum einer unbekannten Sorte nachgepflanzt.
Mit der Blütezeit, den Früchten, der Fruchtreife und der Kronenentwicklung wird in den nächsten Jahren versucht die Sorte zu bestimmen. Der Verlauf der Sortenbestimmung wird in dieser Sortenbeschreibung nachgetragen.
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