gGmbH, B Corporation, Purpose und weitere Modelle
In einer Welt mit FridaysForFuture, Klimawandel und Umweltverschmutzung legen viele Verbraucher*innen vermehrt Wert auf ökologische Aspekte. Kein Wunder entstehen immer mehr Unternehmensformen, die sich auf Nachhaltigkeit spezialisiert haben.
Doch was sind die Unterschiede zwischen gGmbH, B Corporation, Purpose und Co.?
B Corporations / B Corps sind Unternehmen, die dies erkennen und sich in ihren Statuten zu gesellschaftlichem Mehrwert und ökologischer Nachhaltigkeit bekennen. Seit der Gründung im Jahr 2006 gibt es mittlerweile in mehr als 65 Ländern über 3.600 zertifizierte B Corporations, darunter Patagonia, The Guardian und Einhorn. Diese internationale Bewegung verbindet Unternehmen auf ihrem Weg in eine verantwortungsbewusste Zukunft der Wirtschaft.
Ein Unternehmen darf sich dann B Corporation / B Corps nennen, wenn es mindestens 80 Punkte im „B Impact Assessment“ erreicht. Das ist ein kostenlos verfügbares Tool, mit dem weltweit bereits über 70.000 Unternehmen die Auswirkungen ihrer Unternehmensaktivitäten auf ihre Stakeholder messen, indem sie die fünf Dimensionen Unternehmensführung, Mitarbeiter*innen, Community, Umwelt, und Kund*innen gründlich beleuchten.
Seit 2020 gibt es zudem das sogenannte „B Lab Deutschland“, welches selbst das Ende des Shareholders-Ansatzes, wo alle Aktivitäten eines Unternehmens auf Gewinnmaximierung um jeden Preis zugeschnitten sind, deklariert. Stattdessen sollen alle Interessengruppen, die von den Aktivitäten eines Unternehmens direkt oder indirekt betroffen sind, aktiv in ihren Bedürfnissen berücksichtigt werden.
In Deutschland sind nur wenige Unternehmen B Corps. Bekannte Beispiele sind die Google-Alternative Ecosia, Telefonanbieter Goood und die Triodos-Bank.
Wer von „Purpose“ spricht, meint damit einen Zweck, eine Absicht oder eine Bestimmung. Es geht also um einen philosophischen Gedanken, der sich mit der Frage nach dem Sinn beschäftigt.
Während sich die meisten Unternehmen in ihrer Absicht ihren Umsatz zu steigern und jährliche Gewinne zu erwirtschaften definieren, orientieren sich Purpose Unternehmen an vier Säulen:
-authentisch
-einfach
-individuell
-zukunftsfähig
Den eigentlichen Purpose des Unternehmens diskutieren Management und Angestellte gemeinsam. Der daraus entwickelte Corporate Purpose ist in der Wirtschaft ein wichtiges Element einer erfolgreichen Entwicklung. Denn besonders junge Menschen legen Wert auf eine zweckmäßige oder sinnstiftende Beschäftigung. Deshalb müssen sich Unternehmen mehr denn je mit der Frage nach dem eigenen Zweck auseinandersetzen. Ebenso profitieren Unternehmen davon, wenn sich Investoren mit ihrem Corporate Purpose identifizieren können, da dann das Kapital langfristig angelegt wird. Ob ein Purpose Unternehmen jedoch nachhaltig ist, variiert je nach Zielsetzung und ist damit nicht ausschlaggebend.
Die gGmbH unterscheidet sich im Wesen von einer klassischen GmbH, indem sie ihre Gewinne für gemeinnützige Zwecke einsetzt. Zudem ist die Haftung bei der gGmbH auf die Höhe der Einlage beschränkt und damit nicht das Privateigentum der Gesellschafter*innen betroffen. Hauptvorteil gegenüber einer normalen GmbH ist die Befreiung von der Körperschafts- und Gewerbesteuer bei einer gGmbH. Bei Leistungen im ideellen Sektor entfällt zusätzlich die Umsatzsteuer . Außerdem kann das Unternehmen Zuwendungsbestätigungen für Spenden ausstellen, welche die Spender zum Sonderausgabenabzug berechtigen.
Eine gGmbH ist grundsätzlich selbstlos und gemeinwohlorientiert. Allerdings gibt es keine genauen Vorgaben, wie nachhaltig und ökologisch die gGmbH handeln muss. Außerdem sind viele gGmbHs auf sehr spezifische Bereiche fokussiert. Viele Caritas-Verbände sind zum Beispiel als gGmbH organisiert und auch einige (städtische) Krankenhäuser. In erster Linie liegt der Fokus auf sozialen Kriterien und weniger auf Umwelt- und Ressourcenmanagement. Denn darüber sagt das erste „g“ in gGmbH nichts aus.
Die oder der ein/e oder andere von Ihnen mag vielleicht auch schon etwas von der Gemeinwohl-Ökonomie gehört haben. Das Konzept der Gemeinwohl-Ökonomie steht im absoluten Gegensatz zum Kapitalismus. Nachhaltigkeit und Solidarität stehen im Mittelpunkt eines Unternehmens und nicht mehr ausschließlich die Profitorientierung. Doch anders als bei B Corps geht es darum das Wirtschaftssystem grundlegend zu verändern. Mit Hilfe einer Gemeinwohl-Bilanz sollen Unternehmen auf Ökologie, politische Partizipation und Gerechtigkeit geprüft werden. Ziel jedes ökonomischen Handelns ist nicht mehr die Gewinnmaximierung, sondern die Steigerung des Allgemeinwohls. Unternehmen, die eine besonders gute Gemeinwohl-Bilanz haben, sollen in Form von Steuervorteilen oder günstigen Krediten belohnt werden.
Bislang haben sich 2.000 Unternehmen – darunter auch namhafte wie Sonnentor, Grüne Erde, Soulbottles, der Ökostromanbieter Polarstern, die taz, Bioland, die Sparda Bank München und Vaude –, 200 Vereine, 20 Gemeinden und mehr als 7.000 Privatpersonen der Bewegung angeschlossen.
Auch Genossenschaften können sich für eine nachhaltige Wirtschaft einsetzen. Da Genossenschaften oft sehr viele Mitglieder umfassen, handeln sie oft gemeinwohlorientiert und demokratisch. Auch haben Genossenschaften oft politischen Einfluss. Aus dieser Haltung lässt sich auch ein Unternehmen aufbauen. Zum Beispiel sind die Bürgerwerke ein Öko-Strom Anbieter, der aus 90 Energiegenossenschaften besteht. Was dahinter steckt, ist die Idee, dass sich viele Menschen zusammen tun, um hier erneuerbare Energien zu bauen. Dabei profitieren dann nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Bürger*innen selbst, die den demokratischen Prozess mitgestalten konnten und so bei der Energiewende mitwirken. Das heißt aber nicht, dass jede Genossenschaft auch nachhaltig handelt. Dabei kommt es nämlich immer auf den einzelnen Interessenverband an und auf dessen Berücksichtigung von nachhaltigen und sozialen Kriterien.
Nachhaltigkeit ist mehr als nur die Unternehmensform:
Ob ein Unternehmen einen nachhaltigen Titel trägt, heißt leider noch lange nicht, ob das Unternehmen wirklich nachhaltig ist. Die bisherigen Unternehmensformen können lediglich einen ersten Hinweis auf Nachhaltigkeit und Gemeinwohlorientierung geben. So ist der kleine Bio-Laden von Nebenan mit regionalem Obst und Gemüse mit Sicherheit auch ohne Nachhaltigkeitssiegel nachhaltig. Es lohnt sich also immer erstmal einen Blick auf das einzelne Unternehmen zu werfen. Denn solange es keine verlässliche Bestimmungsmöglichkeit gibt, nachhaltige Unternehmen auszuzeichnen, solltet ihr euch ein eigenes Bild machen.