Rote Blumen mit Schmetterlingen
(Klaus Rohwer)
Blühendes aus dem Supermarkt
Bunt sind sie und billig – da kann man gleich noch ein paar mehr kaufen… die preisgünstigen Pflanzen aus dem Gartencenter, Bau-und Supermarkt bringen aber auch einen ganzen Sack voller Nachteile mit sich. Es handelt sich bei Ihnen oft um fremde, importierte Arten, die zu einer bedrohlichen Konkurrenz für unsere einheimischen Pflanzen werden können und mit denen unsere bestäubenden Insekten meist nichts anfangen können.
Die oft gefüllten Blüten (bei denen die pollenhaltigen Staubblätter zu Blütenblättern gezüchtet wurden), sind so nahrhaft wie ein Foto von einem Vier-Gänge-Menü: Hübsch, macht aber nicht satt! Und was das Auge nicht sieht: Bei der Aufzucht dieser Pflanzen kamen vielfältige chemisch-synthetische Stoffe, z.B. Fungizide und Insektizide, zum Einsatz.
Greenpeace fand in einer Untersuchung 2014 in rund 80 Prozent der Baumarkt-Zierpflanzen Pestizide, die für Bienen gefährlich sein können. Um ästhetische Anforderungen zu erfüllen, kommen zudem oft Stauchungsmittel zur Anwendung; chemische Wirkstoffe, die das Triebwachstum reduzieren, damit die Pflanzen kompakt und dennoch blatt- und blütenreich sind. Einige der Pestizide sind in Europa seit vielen Jahren nicht mehr zugelassen, da sie hochgiftig sind. Durch den Import holen wir sie in unser Land und unseren Garten.
Dann doch lieber etwas tiefer in die Tasche greifen und sich wirklich Natur ins Haus und den Garten holen: Pestizidfreie Zierpflanzen gibt’s von den bekannten Bio-Anbauverbänden Demeter, Bioland und Naturland oder mit dem EU-Biosiegel. Das Resultat der biologischen Zierpflanzenproduktion sind schöne, gesunde, robuste Pflanzen, die der Natur ein Stück näher sind als makellose Designobjekte mit Gift-Geschichte und langen Transportwegen. Man findet sie am einfachsten in lokalen Gärtnereien, auf guten (Wochen-)Märkten, in Naturkostläden, Hofläden oder auch online.
Samenfestes Saatgut – keine Selbstverständlichkeit mehr
Beim Saatgut muss man mittlerweile zwei Gruppen unterscheiden. Da gibt es auf der einen Seite die sogenannten Hybridsamen (auch F1-Samen genannt). Ihr einziger Vorteil besteht darin, dass sie große Früchte tragen und viel Ertrag bringen. Ihr entscheidender Nachteil ist, dass sie sich nicht fortpflanzen können, was bedeutet, dass in jedem Jahr neues Saatgut gekauft werden muss.
Für den Hobbygärtner mag das nicht das große Problem sein, aber für unsere Landwirte (weltweit) schafft das eine Abhängigkeit von den Saatgutkonzernen: Zehn Konzerne kontrollieren heute etwa drei Viertel des weltweiten Saatgutmarkts und sind obendrein dick im Pestizid- und Gentechnikgeschäft. Und müssen sicher nicht von Hobbygärtner*innen finanziell unterstützt werden!
Doch es gibt glücklicherweise noch eine Alternative, die samenfestes Saatgut heißt. Das sind die alten, schützenswerten Samensorten, die sich noch selbst vermehren können und, wenn auch weniger Ertrag, so doch oft mehr Geschmack bieten und lokal bestens an Böden und Klima angepasst sind. Dieses Saatgut findet man allerdings nicht in den Einheitstüten in Supermarkt, Gartencenter und Baumarkt. Es gibt sie in Bioqualität z.B. bei der Bingenheimer Saatgut AG und bei Dreschflegel Saatgut oder auf den zahlreichen Saatguttauschbörsen. Dort kann man dann obendrein mit Gleichgesinnten nach Herzenslust fachsimpeln. Und unserer bäuerlichen Landwirtschaft ist auch geholfen.
Wildbienenhotels: genau hinschauen, nicht jedes ist das Ritz
Wildbienenhotels haben Hochkonjunktur und werden praktisch überall angeboten. Auch hier lohnt sich ein genauer Blick, ob sie auch was taugen. Nur sauber gebohrte Löcher, an denen die zarten Wildbienenflügel sich nicht verletzen können, werden besiedelt. Ins Stirnholz gebohrte Löcher drohen schnell Risse zu bekommen und damit unbewohnbar zu werden. Kiefernzapfen, Holzwolle und Schneckenhäuser in ein Kästchen gestopft, sind für Wildbienen völlig unattraktiv! Also lieber auf billige, gut gemeinte aber nicht gut gemachte Baumarkthotels verzichten und selbst aktiv werden.
Schließlich sind wir Schwaben doch ein Volk der "Häuslesbauer"! Man sollte auch bedenken, dass mit den Wildbienenhotels nur einem kleinen Teil unserer heimischen Wildbienen geholfen werden kann. Die überwiegende Mehrheit der bodenbewohnenden Wildbienen haben mehr von einem "Sandarium". Wer also nicht weiß, wohin mit dem alten Sandkastensand, kann hier ein völlig neues Spielfeld entdecken.
Und zu guter Letzt
Auch wenn Baumärkte und Gartencenter wieder ihr gesamtes Sortiment anbieten dürfen, können wir getrost auf einige Dinge im eigenen Garten gut verzichten wie torfhaltige Erde, synthetische Pflanzenschutzmittel und Kunstdünger, Laubsauger und Mähroboter. Das Geld, das damit gespart wird, kann stattdessen in hochwertige Pflanzen und Saatgut investiert werden – und somit in unsere Zukunft.
Weitere Infos und Tipps, sowie Pflanzlisten finden Sie im Bereich naturnahe Gärten
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