Leitungswasser

21. Juni 2024 | Lebensstil, Haushalt

Unser täglich Wasser

Ein Glas Wasser wird am Wasserhahn gefüllt  (Andres Siimon / Unsplash)

Wenn es im Sommer heiß ist, ist es besonders wichtig, ausreichend zu trinken. Wir Deutschen haben es gut: Um an sauberes Trinkwasser zu kommen, müssen wir weder täglich mehrere Kilometer zum nächsten Brunnen laufen, noch das kostbare Nass in Kanistern auf Kopf oder Schultern nach Hause tragen. Hier bei uns in Deutschland gehen die Trinkwasserleitungen in jedes Haus und liefern das Wasser an meist mehreren Stellen (Bad, Küche) fast ohne körperlichen Aufwand zu uns. Lediglich der Wasserhahn muss noch betätigt werden. Voilà Durst gestillt.

Liegt es an unserem afrikanischen Erbe oder machen wir Deutschen es uns gerne komplizierter als nötig? Aber trotz allem schleppen viele jede Woche in Flaschen abgepacktes Wasser vom Supermarkt nach Hause. Ist in Flaschen abgepacktes Mineralwasser besser als das
Leitungswasser zu Hause? Nein, es ist nur viel teurer (je nach Marke bis zu 300fach gegenüber dem Leitungswasser) und hat eine grauenhafte Ökobilanz, v.a. wenn es vorher aus Italien oder der 800 km entfernten Auvergne herangekarrt wurde. Auch Aufbereitung, Abfüllen und Flaschenwäsche, sowie das Plastik der Einwegbinde verschwenden viel Energie und Ressourcen.

Was Leitungswasser kann

Leitungswasser ist das in Deutschland am strengsten kontrollierte Lebensmittel überhaupt. „Dafür sorgt unsere Trinkwasserverordnung“, erklärt Jürgen Steinert von Öko-Test
"Sie gewährleistet, dass unser Trinkwasser keine Schadstoffgrenzwerte überschreitet. In ihr ist festgelegt, auf welche chemischen, biologischen und physikalischen Parameter das geförderte Grundwasser in regelmäßigen Abständen untersucht werden muss." Für Mineralwasser gelten hingegen höhere Grenzwerte als für Trinkwasser, wenn auch das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt, die TrinkwasserNormen nicht zu überschreiten. "Die wesentlichen
Verunreinigungen, die man in manchen Mineralwässern finden kann, sind Pestizidmetaboliten – Abbauprodukte von Pestiziden – und Uran", erklärt Jürgen Steinert von Öko-Test. Uran kommt
in manchen Gegenden natürlicherweise im Gestein vor. Wird an solchen Stellen Mineralwasser gefördert, kann sich das Uran herauslösen und im Getränk landen. Selbst was den Gehalt an gesunden Mineralien betrifft, schlägt – je nach Gegend mancher Trinkwasserbrunnen die
Mineralwässer, wie Stiftung Warentest 2019 herausfand.

Eine Überprüfung wert: hauseigene Leitungen

Eine Schadstoffquelle, die unserem Trinkwasser allerdings droht, liegt in den hauseigenen Leitungen, für die der Wasserversorger nicht zuständig ist. Kritisch für unsere Gesundheit sind vor allem Blei, Kupfer, Nickel und Cadmium. Bleirohre sind heute zwar selten, in Altbauten aber noch anzutreffen. Wer hier sicher gehen möchte, wendet sich am besten an das Gesundheitsamt. Dort erfährt man die Kontaktdaten von Trinkwasserlaboren in der Nähe und kann dann eine Wasserprobe einsenden. Werden tatsächlich Schadstoffe im Leitungswasser festgestellt, sollte man schnellstmöglich selbst seine Leitungen auswechseln oder den Vermieter kontaktieren. Dieser ist dann nämlich verpflichtet, die Leitungen auszutauschen.

Problemstoff Nitrat

Ein großes Problem, dem unser Trinkwasser allerdings zunehmend ausgesetzt ist, sind die steigenden Nitratwerte, Noch wird in (nahezu) allen Proben der amtlichen Trinkwasserüberwachung der Grenzwert von 50 mg Nitrat pro Liter nicht überschritten. Aber um diesen Grenzwert einhalten zu können, mischen die Wasserversorger immer häufiger unbelastetes mit belastetem Rohwasser, vertiefen oder verlagern Brunnen und schützen so das Trinkwasser und unsere Gesundheit. Das ist teuer und geht nur so lange, wie es unbelastetes Wasser noch in ausreichender Menge gibt. Ist dies nicht mehr der Fall, müssen die Versorger das Nitrat technisch aus dem Grundwasser entfernen. Das wird noch viel teurer.

Viel günstiger kommt es uns, die Nitratbelastung zu reduzieren. Da der größte Teil des Nitrats aus der Landwirtschaft stammt, durch Mineraldünger oder Gülle aus Mastställen oder Biogasanlagen, die auf den Feldern ausgebracht werden, kann jeder von uns dazu beitragen: Wer Bioprodukte kauft, weniger (oder gar kein) Fleisch isst und auf Fleisch aus großen Mastanlagen ganz verzichtet, sorgt neben allerlei anderen guten Effekten auch für ein unbelastetes Trinkwasser. Die Erde ist eben doch eine Kugel und alles hängt mit allem zusammen. Prost!

Zur Übersicht

BUND-Umweltzentrum Ulm

Montag bis Donnerstag von 9 bis 13 und 14 bis 17 Uhr, Freitag von 9 bis 13 Uhr
Pfauengasse 28 89073 Ulm E-Mail schreiben Tel.: 0731-66695 Fax: 0731-66696 Webseite

BUND-Bestellkorb