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Eine Lobby für unsere Bäume

12. März 2025 | Lebensstil, Neue Wege Denken

Helfen wir unseren Bäumen, indem wir für sie sprechen. Mit dem Gartenbesitzer, der auf „pflegeleichte“ Gabionen, Schotter und Einheitsgrün setzen will. Mit dem Nachbarn, der sich über Laubfall, Vogelkot oder Samenflug ärgert. Mit Stadtplanern, die vergessen, wie wichtig Stadtgrün ist...

Bäume haben zahlreiche schlechte Eigenschaften:

  • Sie machen Dreck.
  • Sie locken weitere Lebewesen wie Vögel, Eichhörnchen oder Insekten an, die noch mehr Dreck machen.
  • Sie sorgen im Frühling für massenhaft Blütenstaub, der neben Dreck auch noch ernsthafte Beeinträchtigungen für Pollenallergiker verursacht.
  • Sie lassen überall ihre Samen herumliegen, die dann an Stellen zu neuen Bäumchen aufgehen, wo man sie ganz sicher nicht haben will.
  • Sie werfen im Herbst ihr Laub ab, was noch mehr Dreck (und Arbeit) macht.
  • Sie werfen Schatten an Stellen, wo man ihn nicht haben will.
  • Sie stehen im Weg, wenn wichtige Dinge wie Gewerbe- und Industriegebiete oder Einfamilienhäuser gebaut werden sollen.
  • Sie sind lebensbedrohliche Hindernisse für Autofahrer, die außerstande sind, dem Straßenverlauf zu folgen.
  • Sie stellen für Verkehrsteilnehmer und Waldspaziergänger eine ernsthafte Gefahr durch Astbruch dar, vor allem, wenn sie gesundheitlich schwächeln.
  • Obendrein sind sie, wenn sie gesundheitlich schwächeln, ein unangenehmes Mahnmal, dass wir unser Tun überdenken sollten.
  • Die schlechteste Eigenschaft von Bäumen ist aber, dass sie unterirdisch schlecht im Marketing sind. „Tue Gutes und rede drüber“ - dieser hierzulande seit über 50 Jahren populäre Wahlspruch (auch vieler Umweltverbände) scheint Bäumen gänzlich unbekannt zu sein. Sonst würden sie deutlich darauf hinweisen, welche wichtigen Ökosystemleistungen tagtäglich von ihnen erbracht werden.

Und das sind ihre Ökosystemleistungen: 

  • Sie produzieren Sauerstoff, ein Gas, das nach anfänglicher Skepsis, sich für viele Lebewesen, auch für den Menschen, als hilfreich, wenn nicht gar lebensnotwendig herausgestellt hat.
  • Sie speichern Kohlendioxid und leisten dadurch einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz.
  • Durch ihren natürlichen Schatten und ihre Verdunstungsleistung sorgen sie für ein angenehmes Mikroklima – besonders zu spüren in der Sommerhitze in Städten.
  • Ihre Blätter filtern Feinstaub und andere gesundheitsgefährdende Substanzen aus der Luft und sorgen dafür, dass sie atembar bleibt.
  • Sie dienen mit ihrem Wurzelwerk als Wasserspeicher und gleichen damit Extreme im Wasserhaushalt aus.
  • Sie puffern mit ihrem Blattwerk Starkregen oder Hagel ab und vermindern so die Geschwindigkeit abfließenden Wassers bzw. die Intensität von Hagelschlag.
  • Sie sind Lebensraum für zahlreiche Tiere und Zufluchtsort für viele bedrohte Arten, die in unseren ausgeräumten Landschaften keinen Platz mehr finden.
  • Die platzsparende Blattkrone eines Laubbaumes stellt die kompakteste Grünfläche dar, die man sich vorstellen kann.
  • Bäume sind Grundvoraussetzung für einen Waldspaziergang! Und wie gut ein Baum der Seele tun kann, weiß jede*r, die regelmäßig im Wald spazieren geht oder die Mittagspause unter einem Baum verbringt.
  • Auch positive gesundheitliche Effekte wie gestärkte Abwehrkräfte, verringerte Gesundheitsrisiken und Erkrankungsraten (Herz-Kreislauf, Diabetes, Krebs) durch Bäume im Lebensumfeld sind zunehmend wissenschaftlich nachgewiesen.
  • Sie erinnern uns daran, dass auch wir Menschen Teil der Natur sind.

Selbstverständlich ist hier die Rede von lebendigen Bäumen, nicht von der Sorte, die in handlichen Stücken neben dem Holzofen gestapelt werden – der derzeit bei vielen beliebtesten „Baumsorte“. Und Bäume werden in vielerlei Hinsicht immer wertvoller, je älter sie werden (dürfen).

Helfen wir unseren Bäumen, indem wir für sie sprechen. Mit dem Gartenbesitzer, der auf „pflegeleichte“ Gabionen, Schotter und Einheitsgrün setzen will. Mit dem Nachbarn, der sich über Laubfall, Vogelkot oder Samenflug ärgert. Mit Stadtplanern, die vergessen, wie wichtig Stadtgrün ist. Mit Gemeinderäten, die der Meinung sind, eine Streuobstwiese, die einem Baugebiet weichen soll, könne schnell mal ersetzt werden. Mit unseren Kindern, die den Wert eines Baumes vermutlich am leichtesten verstehen können.
Und freuen wir uns an jedem lebenden Baum, der so still so viel Gutes bewirkt!

Text: Katja Groner; Bild: Jana Kollmer

 

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